Die Stadtratsfraktion Motor Görlitz/Bündnisgrüne freut sich über den Test von Wasserstoffbussen in der Neißestadt. „Es gibt offenbar eine große Offenheit für solche Zukunftsthemen, wenn sie erlebbar sind und Verbesserungen bringen“, sagte Fraktionsvorsitzende Dr. Jana Krauß. Diesen Schwung gelte es nun zu nutzen, so die Bündnisgrüne. „Wir brauchen in Görlitz die nötige Infrastruktur. Sonst bleiben solche Fahrzeuge reine Show.“
Die Fraktion regt deshalb an, das Fraunhofer Hydrogen Lab Görlitz (HLG) mit dem Projekt „ÖPNV-Modellstadt“ zu verknüpfen. Ziel sollte es sein, den im HLG produzierten Wasserstoff zu nutzen. Eine Möglichkeit ist der Bau einer Wasserstofftankstelle. Auf dem Siemens-Campus fallen beim HLG täglich zwischen zwei und vier Tonnen Wasserstoff an. Dieser darf allerdings nicht kommerziell genutzt werden, da die Herstellung durch Fördermittel subventioniert wird.
Mit dem Fraunhofer-Projekt hat Görlitz einen Joker. Diesen Standortvorteil gilt es zu nutzen. In Sachsen gibt es aktuell nur drei Tankstellen für Wasserstoff in Dresden, Leipzig und Meerane. Görlitz würde eine große Lücke schließen. Die Voraussetzungen sind dafür sehr gut. Immerhin hat das Siemens-Werk einen Gleisanschluss direkt hinter dem HLG. Man könnte also auch über wasserstoffbetriebene Schienenfahrzeuge nachdenken.
„Allerdings müssen wir ehrlich sein“, sagt Danilo Kuscher (Motor Görlitz), Energieexperte der Fraktion. „Aktuell fehlt es an grünem Wasserstoff. Die jetzt hergestellten Mengen kommen zum Großteil aus fossilen Energien, haben eine schlechte Umweltbilanz und einen geringen Wirkungsgrad. Wir dürfen aber von rasanten Entwicklungen ausgehen, wie es sie in den 90er Jahren im IT-Bereich gab. Deshalb ist es wichtig, dabei zu sein, wo die Musik spielt. Das HLG bietet diese Möglichkeit.“
Das Fraunhofer Hydrogen Lab Görlitz erforscht die Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff. Untersucht wird ebenso die Nutzung von Wasserstoff in mobilen und stationären Brennstoffzellen, insbesondere für die Mobilität und zur Versorgung von Quartieren und Industriestandorten. Testkapazitäten in dieser Größenordnung sind rar gesät, so dass auch nach Auslaufen der Förderung gute Chancen bestehen, dass sich das HLG am Standort Görlitz wirtschaftlich betreiben lässt.
Foto: Stefan Loock