Ein bisschen gleich reicht nicht
Es ist vollbracht. Am Weltfrauentag hat die Stadt Görlitz ihren Beitritt zur „Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene“ erklärt. Oberbürgermeister Octavian Ursu unterzeichnete eine Verpflichtungsurkunde im Kaisertrutz. Görlitz ist die fünfte sächsische Stadt, die der Gleichstellungscharta beigetreten ist. Vorausgegangen war eine lebhafte Stadtratsdebatte im Mai 2021. In einer knappen Abstimmung hieß es 18:17 für den Beitritt zur Charta.
Maßgeblichen Anteil hat die Görlitzer Gleichstellungsbeauftragte Katja Knauthe. Sie erklärte den Anwesenden, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern bei künftigen Vorhaben stärker gefördert wird. Besonders im Fokus stehen dabei zunächst Beschäftigung, Entgelt, Betreuung, Politik und Macht sowie Renten. Katja Knauthe möchte in einem Jahr einen kommunalen Gleichstellungsbericht vorlegen. Inhaltlich wird der Bericht folgende Bereiche prüfen:
- Förderung der Erwerbsbeteiligung von Frauen
- Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben
- Investitionen in Betreuungseinrichtungen
- ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in Entscheidungspositionen und in der Politik (aktueller Frauenanteil im Stadtrat liegt bei 15%)
- Bekämpfung der Geschlechtertrennung in bestimmten Berufen
- Maßnahmen zur Chancenförderung von Menschen mit Asyl- und Migrationshintergrund
Aus dem Status Quo leitet sich ein Aktionsplan ab, der bis März 2024 vorliegt und danach mit konkreten Aktionen untersetzt wird. „Ein bisschen gleich reicht nicht“, ist dabei das Credo. Auch wenn Katja Knauthe sagt, dass Görlitz stolz auf das bisher Erreichte sein kann – es gibt noch viel zu tun in unserer Stadt, in der am 8. März die Tageszeitung darüber berichtet, dass zwei Männer die Bürgermeisternachfolge untereinander regeln wollen.
Im Anschluss an die Unterzeichnung der Charta führte Historiker Kai Wenzel durch die Sonderausstellung „Weltenwanderer. Zeitgenössische Kunst aus der Schenkung Sammlung Hoffmann“. Besonders im Blickpunkt standen dabei Werke von Künstlerinnen und deren Erfahrungen mit Krieg, Flucht und Vertreibung.
Foto: Der Moment der Unterzeichnung. Vorn OB Octavian Ursu, in der Mitte die sächsische Staatssekretärin Dr. Gesine Märtens und außen unsere Gleichstellungsbeauftragte Katja Knauthe.