Stadtratsblog#21: 24.6.2021
„Du brauchst nicht auf mich warten, das geht heute länger.“ Meine Prognose gegenüber der Liebsten sollte sich bewahrheiten. Die tapfere Frau wartet dennoch. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte…
Haushaltssitzung. Es geht um den Etat für die Jahre 2021/22. Moment mal, wir sind doch schon mitten im Jahr 2021, könnten Sie nun rufen. Dass der Haushalt so spät beschlossen wird, hat etwas mit Corona und dem Freistaat zu tun. Weil der Landesetat wegen der Pandemiefolgen erst im Mai beschlossen wurde und sich viele Zahlen daran orientieren, müssen wir diesmal besonders geduldig sein. Zur Wahrheit gehört auch: Görlitz hat seinen Haushalt in den letzten Jahren nie pünktlich beschlossen.
Nun ist alles auf 1075 Seiten zusammengefasst: Der Görlitz-Dampfer leckt und fährt in schwere Gewässer. Die Rücklagen (zuletzt noch 22 Millionen Euro) sind 2023 nahezu aufgebraucht. Wir geben jährlich etwa 6 Millionen Euro mehr aus als wir einnehmen. Dennoch soll eine unkalkulierbare Stadthalle gebaut und das Personal weiter aufgestockt werden. Diese Mentalität des „Augen zu und durch“ kritisiere ich in der Haushaltsrede unserer Fraktion.
Höhere Steuereinnahmen
Bevor wir uns mit dem Haushalt beschäftigen, wird über Steuererhöhungen entschieden. Die AfD will die Grundsteuer A (land- und forstwirtschaftliche Flächen) und Grundsteuer B (Bauland) erhöhen. Grundsteuer B massiv von 500 auf 600 Prozentpunkte. Da diese Steuer auf die Mieter umgelegt wird, lehnen wir das ab. Auch zum geringeren Anstieg um 20 Prozentpunkte, wie von CDU/BfG vorgeschlagen, sagen wir Nein. Solche Erhöhungen treffen besonders diejenigen, die jeden Euro dreimal umdrehen müssen. Der Vorschlag von CDU/BfG kommt dennoch durch. Damit sind für 2022 rund 280.000 Euro mehr im Stadtsäckel. Auch die Solidarität der Gewerbetriebe ist in schweren Zeiten gefragt. Wir beschließen, die eigentlich vorgesehene Absenkung der Gewerbesteuer um 10 Prozentpunkte auszusetzen. Damit bleibt die Gewerbesteuer bei 430 Prozent. Interessant: Von über 7.000 Gewerbetrieben zahlen nur 1.500 diese Steuer. 78 Prozent machen weniger als 24.000 Euro Gewinn und sind befreit. Für das Gros unserer Gewerbesteuereinnahmen sorgen 37 Unternehmen, die mehr als 50.000 Euro pro Jahr einzahlen. Diese Kleinteiligkeit ist ein Problem unserer Wirtschaftsstruktur.
OB überrascht mit Schulvorschlag
Nachdem diese Vorarbeit erledigt ist, eröffnet OB Octavian Ursu die Haushaltsdebatte mit seiner Rede. Es sei ein besonderer Haushalt in einer besonders schweren Zeit. Schon 2020 sei erkennbar gewesen, dass es finanzielle Einschnitte geben wird. Diesen Rückblick haben wir anders in Erinnerung. Wann immer Motor Görlitz/Bündnisgrüne oder die Linke zur Vorsicht mahnten, hieß es: „Habt Mut, die Verluste werden ausgeglichen. Görlitz könnte sogar mit einem Plus aus der Krise kommen.“ Egal. Erfreulicherweise lenkt der OB bei der Oberschule ein. Erinnern wir uns: Der Stadtrat beschloss am 15. April, dass 3 Millionen Euro für die neue Oberschule in die Finanzplanung 23/24 kommen sollen. Mit einem Taschenspielertrick legte Ursu den Beschluss anders aus. Folge: Keine 3 Millionen für die Oberschule in der Finanzplanung. Nach anhaltender öffentlicher Kritik steuert Ursu nun um. Er legt eine komplette Finanzplanung im Umfang von 30 Millionen Euro für die Jahre 2023-2027 vor. Wenn diese umgesetzt wird, entsteht auf dem alten Schlachthofgelände ein moderner Bildungscampus mit Schule, Sporthalle und Standort für Produktives Lernen. Es ist noch virtuell, was da auf Papier geplant ist. Aber ein wichtiges politisches Zeichen an den Stadtrat, der das einstimmig begrüßt. Und ein Signal nach Dresden: Die Oberschule wird gebraucht und gewollt. Unsere Fraktion Motor Görlitz/Bündnisgrüne verbucht das als Erfolg. Noch im Februar wollte der OB, dass der Stadtrat den Grundsatzbeschluss zum Neubau der Oberschule auf Eis legt. Die Sächsische Zeitung warf uns Populismus vor, als wir dagegen ankämpften. Der Einsatz hat sich gelohnt. Die richtige Arbeit beginnt jetzt.
Neben der Oberschul-Planung bringt Octavian Ursu eine weitere Änderung der Verwaltung ein. Sie plant 2022 eine geringere Kreisumlage (das ist der Betrag, den Görlitz an den Landkreis abdrücken muss). Sie soll um einen Punkt gesenkt werden. Das ist ein netter Wunsch, da der Kreis selbst Miese in zweistelliger Millionenhöhe schreibt. Wie wir im weiteren Verlauf des Abends lernen, ist der Görlitzer Haushalt teilweise auf solchem Traumsand gebaut. Wir enthalten uns – die Änderung kommt durch. Wird die Kreisumlage 2022 nicht gesenkt, haben wir sofort ein Millionenloch mehr zum Stopfen.
Was hat der OB sonst zu sagen? Das strukturelle Defizit habe es schon immer gegeben (Subtext: Warum sollte ich anfangen, etwas daran zu ändern?). Er braucht mehr Personal für die Zukunftsaufgaben und die gesetzlichen Vorgaben. Ursu bedauert die stark gekürzten Investitionen aufgrund der geänderten Zuweisungen aus Dresden (da ist seine CDU seit 1990 in Verantwortung). Obwohl wichtige Investitionen für eine familienfreundliche Stadt gestrichen werden müssen, bleibt der OB dabei: Die Stadthalle sei für ihn eine einmalige Chance auf ein internationales Kongresszentrum.
Stadthalle bleibt
Unser Antrag, das Projekt Stadthalle zu beenden, wird als erstes diskutiert. Kommt er durch, sind ab dem Jahr 2022 rund 4 Millionen Euro frei. Mein Co-Vorsitzende Jana Krauß (Bündnisgrüne) begründet, dass die Sanierungskosten unkalkulierbar sind, da keine Baukostensteigerungen eingepreist sind. Jeder Euro Mehrkosten wird nicht gefördert, sondern kommt aus unserem Minus-Etat. Völlig unklar ist, wie der Betriebszuschuss gestemmt werden soll. Bei einem jährlichen Defizit von rund 6 Millionen Euro kann man nicht noch 750.000 Euro (das sind die aktuellen Schätzungen, ein Betriebskonzept fehlt weiterhin) drauflegen. Egal, sagt die Mehrheit des Rates. AfD, CDU und BfG stimmen gegen den Antrag. Stadthalle bleibt.
Renaissance der Geselligkeit
In der Diskussion ist ein Redebeitrag von Professor Schulze aus der BfG-Fraktion bemerkenswert. Er sieht eine „Renaissance der Geselligkeit“. (Ja, aber das ist doch nach Monaten Lockdown klar und hat gar nichts mit einer Stadthalle zu tun.) Gleichzeitig schwärmt er von einem modernen Kongresszentrum. Eine „Halle für alle“ kann nach meiner Ansicht nicht gleichzeitig die Anforderungen an modernste Kongresszentren erfüllen. Zumal uns für die entsprechende Ausstattung das nötige Kleingeld fehlt. Menschen, die das Projekt Stadthalle skeptisch sehen, sind laut Stadtrat Schulze „Provinzler, die sich selbst genügen“. Er befürchtet, dass Görlitz sich bei den „Partnern in Bund und Land“ lächerlich mache, wenn man die Fördergelder nicht annehme. Ein Fördermittelgeber handelt aber nicht nach Sympathie, sondern nach seinem Regelwerk. Für Görlitz heißt das bei der Stadthalle (nachzulesen in einem Zwischenbescheid der Bundesregierung, der uns vorliegt): Ihr bekommt das Geld, wenn ihr alle Kosten tragen könnt, die über die Fördersumme hinausgehen. Heißt: Sowohl höhere Baukosten als auch der spätere Betrieb und die Instandhaltung des Gebäudes müssen GESICHERT sein. Andernfalls handelt es sich um Fördermittelbetrug. Das ist recht simpel. Und genau darüber werden wir im Herbst zu entscheiden haben, wenn dann hoffentlich mal alle Zahlen vorliegen.
Alternativer Bummelzug
Als Stadträte hatten wir rund sechs Wochen Zeit, uns mit dem Entwurf der Verwaltung zu beschäftigen. Unsere Fraktion traf sich Ende Mai zu einer Klausur im Kühlhaus und reichte bereits am 1. Juni Änderungsanträge ein. Zwei Wochen später folgten weitere Vorschläge. Auf die Zuarbeit von CDU und Bürger für Görlitz warteten wir bis zwei Tage vor der Stadtratssitzung. Die gemeinsamen Anträge der „großen Koalition“ kamen aber noch so rechtzeitig, dass wir uns in der Fraktionssitzung damit beschäftigen konnten. Das gelang beim Konvolut der AfD nicht. Deren 47 Änderungsanträge kamen rund 24 Stunden vor der Sitzung des Rates. Schon weil die Zeit fehlte, sich detailliert mit den Anträgen zu beschäftigen, sind sie von unserer Fraktion abgelehnt worden. Die AfD hat 12 Männer in ihrer Fraktion. Es handelt sich um die mit Abstand größte und somit leistungsfähigste Fraktion (zahlenmäßig). Diese selbsternannte „Alternative“ hat in der Vergangenheit durchaus zu Recht die Verwaltung kritisiert, wenn wichtige Vorlagen erst kurz vor der Angst an die Räte geschickt werden. Taktisch saudumm, nun selbst so vorzugehen. Inhaltlich kann man zu den AfD-Anträgen sagen: Sie wollten das GHT plattmachen. Der Kürzungsantrag hätte das automatisch zur Folge gehabt. Sie betrachten Theater als elitäre Einrichtung, die ohnehin nur gut Betuchte nutzen. Klar, wer wenig Geld hat, sitzt nur auf dem Sofa und krault sich die Fortpflanzungsorgane. Diese Einfachheit der schlumpfblauen Welt zieht sich durch alle Anträge. Was nicht ins Weltbild passt, wie internationale Kinder- und Jugendarbeit, soll bluten. Mit der Rasenmähermethode wird über die Projekte gegangen. „Alle sollen ihren Beitrag leisten“ monologisiert der gescheiterte OB-Kandidat Sebastian Wippel. Beispiel ViaThea: Rund ein Drittel weniger sollte das Lieblingsfestival der Görlitzer bekommen. Dass man jeweils im Einzelfall prüfen muss, was eine Kürzung bewirkt, blendet die rechte Fraktion aus. Vieles ist auf Kante genäht, jeder Euro weniger kann das Aus bedeuten. Kurzum: Alle Einsparvorschläge der AfD werden abgelehnt. Damit fehlt für alle weiteren Anträge, die mehr Geld kosten als geplant (etwa für 8 zusätzliche Mitarbeiter im Ordnungsamt) die Deckungsvorschläge. Die Regeln sind eindeutig: Fehlt der Deckungsvorschlag, ist der gesamte Antrag abzulehnen. So verfahren wir konsequent.
Positive Wendungen
Danach sind CDU und BfG an der Reihe. Als Quasi-Koalition bringen sie ihre Änderungsanträge gemeinsam ein. Es gibt mehr Geld für den Tierpark und den Musikschulverein. Damit federn wir steigende Personalkosten ab. Erfreulich: Die beiden Fraktionen kürzen stattdessen nicht wie geplant den Etat der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH. In diesen turbulenten Zeiten darf man der Wirtschaftsförderung nicht die Luft zum Atmen nehmen. Das hatten wir CDU/BfG im Vorfeld signalisiert. In Abstimmung mit uns übernehmen CDU/BfG die sportlichen Änderungsanträge: Es gibt 50.000 Euro für die Sanierung der Turnhalle Kunnerwitzer Straße und 100.000 Euro Planungskosten für einen Kunstrasenplatz auf dem Sportplatz Biesnitz. Wir hatten ursprünglich 250.000 Euro beantragt. Da dieser Betrag aber nicht für die Umsetzung gereicht hätte, einigen wir uns auf den Kompromiss. Mit 100.000 Euro kann das Areal so weit geplant werden, dass wir Fördermittel beantragen und das Projekt in Angriff nehmen können. Damit ist nach jahrelangen Lippenbekenntnissen nun erstmals eine konkrete Planung möglich. Als stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses habe ich mich für beide Projekte besonders eingesetzt und freue mich, dass es überfraktionelle Einigkeit hierzu gibt. Der Dank geht auch an den Kreissportbund, der u.a. einen Vor-Ort-Termin auf dem Sportplatz Biesnitz organisierte. Da konnten sich alle Fraktionen von der Unbespielbarkeit des Hartplatzes überzeugen, der nun einen Kunstrasen bekommen soll. Für den stark wachsenden GFC Rauschwalde ist das sicherlich eine gute Nachricht.
Investitionen in Spielplätze
Da es nach Größe der Fraktionen geht, kommt Motor Görlitz/Bündnisgrüne recht spät zum Zuge. Kristina Seifert bringt unseren Vorschlag ein, die Parkgebühren zu erhöhen. Diese sind seit 2010 unverändert. In bester City-Lage soll die Stunde künftig 2 Euro kosten, auf dem äußeren Parkring 1 Euro. Damit sind wir etwa auf dem Niveau von Zittau. Wir rechnen mit 550.000 Euro Mehreinnahmen bis Ende 2022. Davon wollen wir kommunale Spielplätze in Schuss bringen. Den Antrag stellen für unsere Fraktion Kristina Seifert und Andreas Kolley. Doch der OB teilt uns mit, dass Geld aus Parkgebühren nicht für Investitionen verwendet werden darf. Ich frage nach, ob es noch Geld aus Grundstücksverkäufen gibt. Manchmal muss man Glück haben: Der Verkauf eines Gewerbegrundstücks an Brillux ist erst nach der Aufstellung des Haushaltes fix gemacht worden. Damit sind diese knapp 90.000 Euro frei. Die fehlenden 57.000 Euro findet die Kämmerin. Durchatmen und Dank an die Verwaltung. Die Kinder werden sich freuen. Mit den 147.000 Euro werden folgende Maßnahmen in Angriff genommen:
Öffentliche Spielplätze
- Spielplatz Leschwitzer Straße, Erneuerung der Umfriedung: 20.000 Euro im Jahr 2021
- Spielplatz Stadtpark, Ersatzinvestition für Kletterwald und Spielboot: 50.000 Euro im Jahr 2022
Kommunale Kita-Spielplätze
- Peter-Liebig-Hof + Konsulstraße: Rutschenturm (mit Aufbau je 10.000 EUR)
- Birkenwäldchen: Holzeisenbahn (20.000 EUR)
- Jonas-Cohn-Straße: Umzäunung Bolzplatz , Bearbeitung Oberfläche (22.000 EUR)
- Mittelstraße: Wipptier, Klettergerüst/Schaukel (10.000 EUR)
- Jahnschule: Vogelnestschaukel (5.000 EUR)
AfD beleidigt Ehrenamtler
Eine lebhafte Diskussion gibt es zur Veolia-Stiftung. Sie wurde 2002 gegründet und unterstützt seitdem gemeinnützige Projekte und Initiativen von Görlitzer Vereinen. Laut Haushaltsentwurf soll das Stiftungsvermögen von 1,5 Millionen Euro 2022 aufgelöst werden. Begründung: Die Stiftung wirft nicht genug Geld ab. Wir haben uns bis kurz vor Sitzungsbeginn mit diesem Thema intensiv beschäftigt und sind der Auffassung: Die Erträge der Stiftung könnten deutlich besser sein. Vergleichbare Stiftungen kommen auf 3-5% Ertrag pro Jahr. Das wären im besten Fall 75.000 Euro jährlich für Projekte der Bürgerschaft. Wir schlagen vor, zunächst ernsthaft zu versuchen, die Erträge zu erhöhen. Eine Stiftung aufzulösen, sollte gut überlegt sein. Sie geht unwiderbringbar verloren. Außerdem argumentieren wir, dass man das Geld noch nicht einplanen darf. Schließlich ist es eine Entscheidung des Stiftungsrates, der hierzu überhaupt noch nicht beraten hat. All diese Argumente perlen an Bürgermeister Wieler ab. Er ist als Vorstandsvorsitzender der Stiftung in besonderer Verantwortung. Nach unserer Auffassung hat er den Verwaltungsausschuss (einen Tag vor dem Stadtrat) zur Veolia-Stiftung nicht korrekt informiert. Da diese Sitzung nichtöffentlich war, können wir im Stadtrat nicht genauer darauf eingehen. Wie die Diskussion zeigt, ist die Mehrheit aus AfD, BfG und CDU ohnehin nicht an den Fakten interessiert. Es ist spät am Abend. Die Kreide geht der AfD aus. Sie zeigt jetzt ihr wahres Gesicht. Die Veolia-Stiftung kann weg, weil sie ohnehin nur Dinge von Leuten finanziert, die zu faul zum Arbeiten sind, meint Fraktionsführer Jankus sinngemäß. Damit beleidigt er alle Görlitzer, die ehrenamtlich etwas bewegen. Die Mitglieder von Vereinen wie den Oberlausitzer Bergleuten, der Parkeisenbahn oder der Stadtmission sowie von allen weiteren, die in den letzten Jahren von der Stiftung für ihre gemeinnützigen Projekte unterstützt wurden.
Gänzlich neben der Spur fährt auch Herr Wippel, der das Prinzip der Stiftung nicht versteht., nämlich Projekte zu fördern, die der Allgemeinheit zugutekommen, nicht aber dem persönlichen Vorteil. Wippel erklärt der staunenden Öffentlichkeit sinngemäß: „Wer sein Hobby nicht selbst finanzieren kann, muss sich halt ein anderes suchen. Ich würde auch gerne Tauchen und für die Ausrüstung Fördermittel bekommen.“ Hä?
Am Ende stimmen bis auf Motor/Grüne und Linke alle für das Aus der Stiftung. Das ist zunächst bedauerlich aber noch nicht das Ende. Entscheiden kann das nur der Stiftungsrat mit einer Drei-Viertel-Mehrheit. Ich bin mir sicher, dass es in den nächsten Wochen Aktionen gibt, um die Stiftungsräte davon abzuhalten, die Veolia-Stiftung zum Stopfen von Haushaltslöchern zu opfern. Stattdessen sollte Dr. Wieler als Vorstandsvorsitzender endlich seiner Pflicht nachkommen und die Stiftung nach wirtschaftlichen Prinzipien führen.
Die Linke legt abschließend einen Antrag vor, der sich damit beschäftigt, was wäre, wenn es die Veolia-Stiftung nicht mehr gäbe. Im Kern soll es darum gehen, dass dann eine andere Struktur zur Stärkung der Basiskultur entstehen müsste. Das ist zum Glück noch Zukunftsmusik. Der Antrag wird mehrheitlich abgelehnt – wir finden die Positionen zumindest so interessant, dass wir uns enthalten.
Ja? Nein?
Dann sind wir durch mit allen Anträgen. Die abschließende Abstimmung zum Haushalt 2021/22 steht an. Unserer Fraktion ist die Verantwortung klar, die wir tragen. AfD und Linke werden dem Etat wohl nicht zustimmen. CDU und BfG haben keine eigene Mehrheit. Unsere fünf Stimmen entscheiden. Wir beantragen eine kurze Auszeit und beraten uns. Stadthalle und Veolia-Stiftung sind zwei ziemlich unverdauliche Brocken für Motor/Grüne. Andererseits haben wir wichtige Punkte umsetzen können. Ein Nein würde bedeuten: Haushaltslose Zeit. Viele Projekte und Akteure würden in der Luft hängen. Es herrschte Lähmung. Das wollen wir nicht. Wir stimmen deshalb mehrheitlich (bei zwei Enthaltungen von Andreas Kolley und Danilo Kuscher) dem Doppelhaushalt 2021/22 zu. Punkt Mitternacht lautet das Abstimmungsergebnis: 20 Ja, 15 Nein, 2 Enthaltungen. Nun muss der Landkreis als Rechtsaufsichtsbehörde entscheiden, ob dieser unausgeglichene Haushalt genehmigt wird. Die Finanzen werden uns weiter beschäftigen. Aufgrund der tiefroten Zahlen brauchen wir ein Konsolidierungskonzept. Es bleibt turbulent in Görlitz.
Text: Mike Altmann